Seit gestern morgen ist das von der Antialkoholischen Liga in Betrieb gesetzte Restaurant am Konstitutionsplatze eröffnet. Die Liga hat damit einen Schritt getan, der vom sozialen Standpunkte einer gewissen Tragweite nicht entbehrt. Als Hauptzweck soll das Restaurant die Bekämpfung übermäßigen Alkoholgenusses haben, und in dieser Hinsicht dazu dienen, volkserzieherisch zu wirken. Ein anderer Zweck soll der sein, den Arbeitern und kleinen Beamten, den Studenten und Reisenden ein nahrhaftes und billiges Essen zu ermöglichen. Auch von diesem demokratischen Standpunkte aus ist sein volkserzieherischer Wert nicht zu unterschätzen. Ein billiges Restaurant fehlte bisher in unserer Hauptstadt und die Schaffung des Restaurant “Volekswuol" füllt deshalb eine Lücke aus, die schon längst hätte verschwinden müssen.

Dasselbe ist nach dem Schweizer System eingerichtet die Schweiz ist hierin vorbildlich und ein speziell in Zürich geschultes Personal leitet dasselbe. Wenn sie in das Etablissement am Konstitutionsplatze, gegenüber dem Monument du Souvenir eintreten, in die Räumlichkeiten wo früher die Krankenkasse logiert war, erkennen sie dieselben kaum noch wieder. Unter Leitung des Herrn Architekten Traus, wurden aus den in etwas heruntergekommenem Zustande befindlichen Räumen im Erdgeschosse einladende, freundliche Zimmer geschaffen. Alles glänzt von peinlichster Sauberkeit, anspruchslos bescheiden, aber klar und hell und frisch.

14 und 15 Franken die tägliche Pension, begreifend den Morgenkaffee. Mittag- und Abendessen! Man staunt, aber es ist wirklich so. Ein Ticketsystem ist eingerichtet, das den kleinen Börsen ermöglicht, die Kost einer Woche oder eines Monates sicher zu stellend. Dabei ist das lästige Trinkgeld abgeschafft und verboten.

Das Restaurant ist geöffnet von 7 Uhr morgens bis 9 Uhr abends und gibt so den Arbeitern die Möglichkeit, ehe sie zur Arbeit gehen eine kräftige Suppe oder einen anderen Morgenimbiss zu sich zu nehmen. Neben dem täglichen Menü gibt es noch eine reichhaltige Speisekarte, die zu den aller billigsten Preisen jedwedem Geschmacke gerecht wird.

Für viele ist die Eröffnung des Etablissements eine Notwendigkeit gewesen, und man kann sicher sein, daß die Benutzung desselben in Bälde eine bedeutende sein wird.

Am Sonntag Abend um halb 7 Uhr fand in den neu eröffneten Räumlichkeiten ein einfaches Bankett statt, dem das Komitee der Antialkoholischen Liga, sowie die Pressevertreter beiwohnten. Dasselbe verlief in angenehmer Intimität. Alkohol und Wein gab es natürlich nicht, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tat.

Wir verweisen noch einmal auf den gemeinnützigen Zweck des Unternehmens und dessen soziale Bedeutung. Dasselbe wird seinen rein sozialen Charakter willkommen zu wahren wissen, und in dieser Hinsicht beglückwünschen wir die Liga zu ihrem Schritt und wünschen ihr vollkommenes und komplettes Gelingen. (t: 9.8.1927)

Antialkoholische Liga.

Alkoholfreies Restaurant Volekswuôl, Luxemburg, 4 Boulevard du Viaduc

Zum Frühstück, tagsüber und um 4 Uhr
TEE SCHOKOLADE KAFFEE
per Tasse, per Portion, komplett.
Sonntags Eis

(LW: 24.10.1927)

Das alkoholfreie Restaurant „Vollekswuol" (gegenüber dem Monument du Souvenir)

empfiehlt seine Abendessen: gewöhnliches Menü à 9 Fr. (8 Fr. im Abonnement) oder kleines Menü, eine Portion Kaffee, Tee oder Schokolade nach Wahl, alles zu 5 Fr. (LW: 13.12.1928)