Raiberlee - Räuberlay
Miersch - Mersch


Historique - Geschichtlicher Überblick
   
   
   
3.6.1906

Unter den möglichst ungünstigen Aussichten für das geplante Waldfest am Hunnenbour hatte sich der letzte Sonntagmorgen angemeldet. Ein scharfer, kalter Nordwestwind allein verhinderte die beständig regendrohenden Wolken, die fortwährend am Firmamente aufzogen und unheilverkündend dahinflogen, an ihrem Erguss. Nicht einen einzigen Lichtstrahl mochte die Sonne herniedersenden. Das Fest schien wiederum sehr gefährdet. Und dennoch fand es statt, obschon unter den obwaltenden Umständen auf Fremdenbesuch nicht zu zählen war; und ein Erfolg war es, wie er nicht hätte besser sein können. Trotzdem keine Besserung in Aussicht war, so fing dennoch gleich am Mittag die Wanderung teilweise schon an, und als etwas später die „Philharmonie" unter den Klängen eines flotten Marsches auszog, da wurde das Drängen zum Hunnebour allgemein; zu Fuß und zu Wagen zogen die Ausflügler dahin; auf allen möglichen Pfaden begegnete man sie. Nie noch hatten die Wolfsgriecht, die Wichtelcheslay, der Michelsfelsen, die Räuberlay, der Hunnenbour, und wie die Sehenswürdigkeiten alle heissen, soviel Volk beisammen gesehen. Lustig flatterte am Hunnenbour auf steiler Höhe die Fahne im Winde und sendet Willkommgrüße herab ins Tal; von der Zinne eines turmhohen Felsens ertönt aus kräftiger Burschenkehle der Feierwon und tausendfältiges Echo trug die uns so lieben Weisen weiter. Überall fröhliches Geplauder, munteres Lachen und heiterer Gesang. In der Ferne erklingen jetzt die Töne der heranziehenden Musikschar. Nur eines fehlt noch, und das ist die Gastgeberin, welche die wenig Zutrauen erweckende Witterung abgeschreckt hatte, sich frühzeitig zu installieren. Doch auch diesem Übel wird endlich durch die etwas verspäteten Ankunft derselben auf dem mit Tischen, Kisten und Fässern beladenen Wagen gesteuert. Rasch ist ihr Installationswerk beendet, und dichtumlagert hat sie jetzt ihre liebe Mühe, massenhaft an sie gestellten Aufträge zu erledigen. Nach allen Seiten hin wandern jetzt, begleitet von Flaschen und Gläsern, die „Hameschmieren". Am Musikstand wird, zur Ermunterung der Mannschaft, einem feisten Öslinger Schinken und einem Fass Diekircher übel mitgespielt. Fortwährend treffen noch Nachzügler ein, und bald ist der Hunnenbour dicht bevölkert. Das Konzert beginnt; weithin holen an den Felsen die Töne der meisterhaft ausgeführten Melodien wieder, und lustig plätschert dazwischen der Hunnenbour. Gegen 6 Uhr fängt die Kälte an, sich fühlbarer zu machen; rasch noch wird ein Besuch der Wichtelcheslay abgestattet, und mit Maien und Blumen bekränzt tritt die Schar den Rückzug an, mit dem Bewusstsein, einen herrlichen Tag verlebt zu haben, und mit dem Vorsatz auf demnächstiges Wiedersehen an sonnigeren Tagen am Hunnenbour. Der Gesellschaft „Philharmonie" sowie der liebenswürdigen Gastgeberin sei hiermit besten Dank gespendet!

(LW: 7.6.1906)

   
   
   
   
   

 

 

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