Deutscher Metallarbeiter-Verband, Luxemburg


Historique - Geschichtlicher Überblick
   
8.1904 Eintritt der Freien luxemburger Metallarbeiter-Gewerkschaft in den Deutschen Metallarbeiterverband
   
1.1905

Hauptstädtisches - Deutscher Metallarbeiter-Verband.

Die Verwaltungstelle Luxemburg
hielt am vergangenen Sonntag und Mittwoch Abend Mitgliederversammlungen ab. In der Versammlung vom Sonntag wurde über die Abrechnung des 4. Quartals 1904 Bericht erstattet. Dann schritt man zur Wahl eines Delegierten für die Bezirkskonferenz in Mainz am 22. Januar 1905. Gewählt wurde Genosse Thilmany. Sodann hielt Genosse P. Kockers ein Referat über das Gewerkschaftskartell. Redner entledigte sich seiner Aufgabe meisterhaft. Die Verwaltungsstelle hat ihren Beitritt zum Gewerkschaftskartell angemeldet. In der außerordentlichen Mitglieder-Versammlung am Mittwoch wurde über die Vorlage betr. Änderung der Statuten referiert. Referent war Genosse J. Böckler, Bezirksleiter Ehrler war am Erscheinen verhindert. Nach der Vorlage soll auf der Generalversammlung des Verbandes in Leipzig die Erwerbslosenunterstützung im Verband mit bedeutend größeren Unterstützungssätzen eingeführt werden. Bei Erwerbslosigkeit bezieht nach der Vorlage des Vorstandes ein Mitglied im ersten Jahre 120, im zweiten 140, im dritten 160, im vierten 180 und im fünften Jahre 200 Mk. Der wöchentliche Beitrag soll auf 50 Pfg. erhöht werden. Die Diskussion über die Vorstands-Vorlage war eine lebhafte. Ferner beschloß die Versammlung, zwei Anträge an die Bezirkskonferenz zu stellen und wurde Thilmany aufgegeben, dieselben nachdrücklichst zu vertreten. (Arme Teufel: 15.1.1905)

   
   
1.1905 Streik - In der letzten Woche legten 7 Drahtarbeiter der Bettstellenfabrik Berl u. Co. die Arbeit nieder, da ihn 2 Sous vom Stücklohn abgezogen wurden. 2 Sous vom Stück bedeutete eine Lohnkürzung um 0,90 Fr, pro Tag. Zu diesen Bedingungen aber wollten die Arbeiter nicht mehr weiter arbeiten und legten daher, wie gesagt, die Arbeit nieder. Donnerstag, den 19. Januar hatte die Verwaltungsstelle Luxemburg des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes die Arbeiter der Bettstellenfabrik zu einer Versammlung im Lokale Ley, Fischmarkt, eingeladen. Referent war der Bevollmächtigte Genosse Thilmany. Es fanden sich zur festgesetzten Stunde auch viele Arbeiter ein. Thilmany besprach die Lohnverhaltnisse in der Bettstellenfabrik, welche sehr verbesserungsbedürftig seien. Diesem Übelstand könnte nur durch Eintritt in die Organisation abgeholfen werden. Es genüge aber nicht wenn man eingeschriebenes Mitglied der Organisation sei und seine Beiträge zahle, sondern man müsse sich durch fleißigen Besuch der vom Verband einberufenen Mitglieder- und öffentlichen Versammlungen, durch regelmäßiges Lesen des Verbandsorgans usw. zum klassenbewußten Kämpfer heranbilden. Redner warnt des weitern vor übermäßigem Alloholgenuß der das Denkvermögen abstumpfe, doch wolle er nicht Mäßigkeit predigen nach Art des hiesigen Mäßigkeitsvereins. Jeder Arbeiter, welcher seinen Lohn aufbessern will, könne seiner wie der eines jeden klassenbewußten Arbeiters Sympathie sicher sein und aus diesem Grunde erkläre er sich mit den 7 streikenden Kollegen ihrer Werkstatt solidarisch. Nachdem Thilmany den Streikenden Verhaltungsmaßregeln und Aufklärung bezüglich des gegeben und ihnen materielle Hilfe seitens der organisierten Kollegen zugesagt, schloß er mit einem Appell an die anwesenden Nicht-Mitglieder, dem Deutschen Metallarbeiter Verbande sich anzuschließen. Nachdem noch einige Kollegen über den Streik gesprochen und mehrere Neuaufnahmen zu verzeichnen waren wurde die Versammlung geschlossen.
Am Freitag wurden die streikenden Arbeiter ins Bureau von Berl und Co. gerufen und ihnen eröffnet, daß sie die Arbeit zu den alten Bedingungen wieder aufnehmen könnten, was am Freitag Mittag den 21. Januar auch seitens der 7 Ausständigen geschah.

(aT: 29.1.1905)
   
4.1905 Gewerkschaftliches. Deutscher Metallarbeiter-Verband, Verwaltungsstelle Esch/Alzette. Nachdem am 19. April letzthin eine ganz neue Ortsverwaltung gewählt worden, fand letzten Sonntag Nachmittag in dem "Maison du Peuple" erstes Stockwerk, eine Mitglieder-Versammlung der Escher Verwaltungsstelle statt, in welcher Genosse Thilmany über Rechte und Pflichten der Mitglieder im deutschen Metallarbeiter-Verband referierte. Auch wurde die Generalversammlung vom künftigen Monat Juli in Leipzig besprochen. Auf Vorschlag Thilmanys ward Genosse Böckler aus Saarbrücken als Kandidat zum Delegierten für die Generalversammlung einstimmig proklamiert. Wir richten an die Metall- und Grubenarbeiter Eschs die Bitte, sich dem deutschen Metallarbeiter-Verbande anzuschließen. Beitrittserklärungen werden in der "Maison du Peuple" entgegengenommen.

(Arme Teufel: 9.4.1905)
   
   
20.8.1905

Gewerkschaftliches.

Sieg der Arbeiter.

Unsere Arbeitsbrüder im Erzbecken von Longwy, welche Wochen hindurch im Kampfe mit dem Kapital standen, sie haben nunmehr über’s Kapital gesiegt. Die Gewaltigen, die mit den Arbeitern nicht unterhandeln wollten, mußten die Arbeiterschaft als Faktor anerkennen und mit ihnen unterhandeln; sie mußten den Arbeitern ihre Forderungen bewilligen. Selbst die Canaille - von Saulnes mußte letzten Samstag den Arbeitern nachgeben. Samstag um 5 Uhr nachmittags wurden den Arbeitern ihre Forderungen seitens Raty bewilligt. Dennoch haben die Arbeiter im Erzbecken vom Longwy einen vollen Sieg über das Kapital errungen!

Dieser Sieg der Arbeiter im Erzbecken von Longwy zeigt auch unsern Arbeiter im Erzbecken von Esch welchen Weg sie einzuschlagen haben um ihre Interessen zu vertreten; sie müssen sich organisieren, sich dem Deutschen Metallarbeiter-Verbande anschließen. Denn nur dadurch allein wird es möglich sein, den schreienden Mißständen inbezug auf Arbeitszeit, Lohn usw. ein Ziel zu sehen. Der Deutschen Metallarbeiter-Verband ist eine Kampforganisation zum Erringen kürzerer Arbeitszeit und besserer Entlohnung ihrer Mitglieder; außerdem hat aber der Verband Unterstützungen eingeführt um seine Mitglieder eventuell direkt in materieller Hinsicht zu unterstützen.

Nachfolgend die Summen, die der Deutsche Metallarbeiter im Jahre 1904 an seine Mitglieder ausbezahlt hat:

  • Für Streiks, Aussperrungen: über 2 Millionen Mark!
  • An andere Organisationen zum Aushalten im Kampfe gegen bis Kapital 10.000 Mk.
  • Für Reisegeld an seine reisenden Mitglieder 192.098,14 Mk.
  • Für Ortsunterstützung an seine arbeitslosen Mitglieder 40.080.375 Mk
  • Für Not und Umzugsunterstützung 148.12.933 (?) Mk.
  • Für Rechtschutz 58.206,76 Mk.
  • Gemaßregeltunterstützung 218.000 Mk.

Im Monat Juni auf der General-Versammlung in Leipzig wurde auch die Erwerbslosenunterstützung eingeführt. Demnach wird das einzelne Mitglied, welches durch Krankheit oder durch Arbeitslosigkeit erwerbeunfähig ist

  • im ersten Jahre seiner Mitgliedschaft 120 Tage lang (pro Tag 1 Mk. im zweiten Jahr pro Tag 1.20 Mk.) - 140 Mk.
  • im 3ten Jahr 1.35 Mk. - 160 Mk.
  • im 4ten Jahr 1,50 Mk. - 180 Mk. und
  • im 5ten Jahr seiner Mitgliedschaft pro Tag 1,70 Mk. während der Dauer von 120 Tagen, macht 200 Mk. im Zeitraum von 52 Wochen zu beziehen.


Der Deutsche Metallarbeiter-Verband zählt gegenwärtig über 218.000 Mitglieder. Daraus erhellt, daß der Deutsche Metallarbeiter-Verband die einzige Organisation ist, welche in der Lage ist dem übermütigen Unternehmertum erfolgreich die Stirne bieten zu können. Deswegen Metall- und Grubenarbeiter Luxemburgs, nehmt, euch ein Beispiel an unsern Kollegen im Erzbecken von Longwy; was denen heute den Kampf gegen das Kapital aufgenötigt, wird morgen euch denselben aufnötigen; trifft einmal dieser Tag ein, so müssen wir gerüstet sein, den Kampf mutig aufzunehmen, andernfalls wird er resultatlos für uns Arbeiter sein. Darum hinein in die Organisation, hinein in den Deutsche Metallarbeiter-Verband. n. (Arme Teufel: 20.8.1905)

 

Der Deutsche Metallarbeiter-Verband

welcher sich auch über Luxemburg erstreckt, hielt in letzter Zeit eine Reihe von Agitationsversammlungen ab. Nachstehend geben wir kurzen Bericht über diese Versammlungen, da der Raum uns mangelt näher darauf einzugehen. In allen Versammlungen referierten Thilmany und Droessaert außer denen bei der Stadt Luxemburg; Thilmany allein referierte, da hier keine Italiener inbetracht kamen.

Montag, den 7. August in Eich, für die Arbeiter des Ateliers Le Gallais, Metz et Cie.

Donnerstag, den 10. August, in Dommeldingen bei Lamesch, für die Arbeiter des Dommeldinger Hüttenwerks. Die Versammlung war sehr zahlreich besucht. Hier wurde Herr Gales (Galles), Zigarrenfabrikant, welcher gegen die Arbeiter und für die Direktion des Dommeldinger Hüttenwerks eintrat, von Thilmany scharf abgekanzelt. Die Arbeiter riefen für Gales (Galles): Schmeißt ihn raus! Vor der Versammlung hatte Herr Schons, Wachtmeister, eine Unterredung mit Thilmany und Merens. — Letzterer führte in der Versammlung den Vorsitz — In dieser Unterredung meinte der Wachtmeister, es sei eine schwere Aufgabe, die Arbeiter zu organisieren, er würde es nicht tun. Prompt antwortete Merens : Wir würden auch Ihren Dienst nicht tun. Weiter gestand Herr Schons Thilmany ein, dass er vom Eigentum des Hüttenwerks fort mußte mit dem Flugblattverteilen, weil das für die Arbeiter geschah; wäre es eine Anzeige irgend eines Geschäftes gewesen, so hätte er bleiben dürfen. Thilmany antwortete, er werde dieses köstliche Geständnis in der Versammlung verwerten, was dann auch geschah. Nach der Versammlung traten viele Kollegen dem Verbande bei.

Samstag, den 12. August, Abends 8 Uhr, fand wieder eine Versammlung in Rodingen statt. Auch hier wurden wieder neue Mitglieder aufgenommen.

Dienstag, den 15. August war Versammlung in Differdingen. Der große Saal Theis-Rollinger war bis auf den letzten Platz dicht gefüllt. An 500 Personen waren anwesend. Thilmany referierte in beredter Weise über eine Stunde lang. Selbst die Gendarmen mussten eingestehen, dass Thilmany glänzend referierte. Auch Droessaert referierte auf französisch ausgezeichnet und ernteten unsere Genossen reichen Beifall. Auch hier wurden viele Aufnahmen gemacht.

Nach der Versammlung hatte Thilmany mit Herrn Hostert, Wachtmeister, einen Meinungsaustausch. Thilmany zeigte sich dem klug sein wollenden Herrn Hostert gewachsen. Einige Verbandsmitglieder hatten in der Versammlung gehört, Herr Hostert habe gesagte, der da (für Thilmany) hat gut sprechen, er arbeitet ein ganzes Jahr nicht und hat pro Tag 20 Mark wenn er zu euch reden kommt. Thilmany fragte den Wachtmeister, ob dieser wirklich solche Aussagen gemacht. Herr Wachtmeister bließ zum Rückzug und sagte, er habe dies nicht gesagt. Zum Schluß sprach Herr Hostert: „Ich fürchte Sie nicht!“
Prompt antwortete Thilmany: „Ich Sie aber auch nicht!“ Schelmisch lachte Thilmany auf,  sobald er Hostert eine treffende Antwort verabfolgte. Es lachten darob auch alle Anwesenden.

(Arme Teufel: 20.8.1905)

   
<=1905 Verwaltungsstelle Luxemburg des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes
   
   
28.8.1906 Sozialdemokratische Versammlung. Letzten Dienstag fand eine von Herrn Jacques Thilmany einberufene öffentliche Versammlung um halb neun Uhr im Eldorado statt. Etwa 300 Arbeiter, namentlich vom Aachener Hüttenwerke, waren zugegen. Der Redner sprach hauptsächlich über den Streik und die Aussperrung auf Rote Erde bei Aachen, um daran anknüpfend den Eintritt in die sozialdemokratische Metallarbeitergewerkschaft zu empfehlen. Eine Anzahl Arbeiter ließ sich als Mitglieder aufnehmen. In Aachen steht für den 31. August die Entscheidung bevor, da die Direktion bekannt gemacht hat, den ganzen Betrieb mit 4000 Mann stillstehen zu lassen, wenn die 860 in den Ausstand getretenen organisierten Walzwerkarbeiter dann die Arbeit nicht wieder aufnähmen.

(OMZ: 31.8.1906)
   
   
   
2.1907 Differdingen, 27. Febr. Dieser Tage fand hier eine Versammlung des deutschen Metallarbeiterverbandes im Saale Theis-Rollinger statt. Anwesend waren ungefähr 50 Mann, darunter noch manche Neugierige, welche nicht Mitglieder des Verbandes sind. Als Redner traten auf ein gewisser Karl Forster aus Metz, sowie sein Kollege, Thilmany, Scheerenschleifer in Esch. Ersterer sprach in einer längeren Rede über Kapital und Arbeit, ein Thema, an welches die Zuhörer schon gewohnt waren, und dem sie deshalb wenig Aufmerksamkeit schenkten. Er wies darauf hin, daß nur durch die Organisation dem unzufriedenen Arbeiter geholfen werden könnte. Auch schon dagewesen! Was sollte denn Thilmany diesmal neues zu sagen wissen? Da er sich ja gewöhnlich mit den zeitgemäßen Fragen abgibt, sprach er diesmal über die in der Kammer in Vorschlag gebrachte Vermehrung der Militärmacht. Es war schwer sich in den Ausführungen zurechtzufinden, das Thema war auch zu neu - doch scheint es, daß Thilmany in dieser Militärmachtvermehrung einen neuen Feind erkannte, der die sozialistischen Streiks und Aufstände unterdrücken werde. Militär, Gendarmen und Polizei bezeichnete er schließlich mit solchem Ausdrucke, daß die anwesende Polizeibehörde ihn protokollierte. Ein gew. Schlentz aus Differdingen protestierte gegen die Äußerungen des Referenten, und so entstand ein neuer Wortwechsel zwischen ersterem und Thilmany. - So kläglich und so verhängnisvoll endete noch niemals eine Konferenz der roten Genossen. (Lw: 28.2.1907)
   
   
7.1907

Streik der Eisenmöbelarbeiter. Seit einigen Wochen befinden sich 22 im Hauptbetrieb der Eisenmöbelfabrik von Berl und Cie., Luxemburg-Bahnhof, als Schlosser beschäftigte Arbeiter wegen Forderung von Lohnerhöhung im Streike. Nachdem sie 3 Tage lang ohne irgend welche Kündigung von ihrer Arbeit geblieben waren, wollte Genosse Thilmany, Vertreter des deutschen Metallarbeiter-Verbandes, den Vermittler zwischen den Streikenden und der Firma Berl und Cie. spielen, wobei er jedoch Kurzerhand abgewiesen wurde. Sämtliche Streikenden sind durch andere Arbeitskräfte ersetzt worden und werden nicht mehr angenommen. Montag Abend hielten die ausgesperrten Streikenden in einem Lokale am Bahnhof eine öffentliche Volksversammlung ab.

(OMZ: 18.7.1907)

   
17.5.1908
Öffentliche Versammlung im Lokale Theis-Rollinger, Differdingen - Referenten: J. Böckler, Frankfurt am Main; J. Thilmany, Esch/Alzette (Arme Teufel: 17.5.1908)
   
1916

Fondation - Gründung:

   
31.5. - 9.6.1917 Streik
   
   
   
<=7.1918 Deutscher Metallarbeiter-Verband
   
   
   
1920 Fondation - Gründung:

LBMIAV - Luxemburger Berg-, Metall- und Industrie-Arbeiter-Verband = BHAV + LMAV
   
   

 

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