Socialistische Komplimente.

In öffentlicher Versammlung zu Esch berichtet Sozialist Meyer aus Luxemburg, die neuerrichtete Maison du peuple sei berufen, „den Arbeiter vor gewissenloser Ausbeutung seitens der Geschäftsleute zu schützen". Wahrhaftig, ein nettes Komplimentchen, den Escher Kommercanten von einem Fremden gemacht! - Und kein Pipswörtchen erfolgte als Antwort. Die Escher stecken das ruhig ein: ein Sozialist hat es ja gesagt, ein Mitgenosse und patronierter Vertrauensmann unseres hochberühmten roten Deputierten und von denen lassen wir Escher uns ja alles gefallen!?! Nicht bloß unsere Interessen dürfen sie frei und ungehindert schädigen, auch unsern ehrlichen Namen dürfen sie uns rauben! Traurig, aber wahr!

(LW: 31.12.1902)

Esch - ein kleines Brüssel.

Mit kalter Verachtung schreitet das "Escher Journal" über die Geschäftswelt hinweg, gibt deren Beschädigung durch die Errichtung der "maison du peuple" zu und will dann einfachhin dieselbe ihrem traurigen Schicksale überlassen. Denn treu der Tendenz, welche dem „roten" Aufklärungssystem eigen ist, möchte es den Mittelstand, welcher doch die eigentliche Kraft der Gesellschaft ist, je eher desto lieber aus dem Wege geräumt sehen und dies "wegen der allgemeinen Arbeiterinteressen“.

In wieweit diese Interessen durch die in Esch neuerrichtete „maison du peuple gefördert werden, muss die Zukunft lehren; jedenfalls hat man in andern Ländern bereits traurige Erfahrungen auf diesem Gebiete gemacht. Jedenfalls wird die neu errichtete „Kneipe" zweifelsohne dem Arbeiter auf die Beine helfen. Und nun folgt im „Escher Journal" ein wirklicher Todesritt,  vom Jünglingsheim in Esch angefangen über Mondorf, Luxemburg (von einer Klinik zur andern) bis nach Belgien, hin und zurück! - Sind denn etwa diese Anstalten Versorgungs-, resp. Fütterungsanstalten! Auch in diesem Falle gereichen sie der Geschäftswelt kaum zum Nachteil, da sie von ihr Lebensmittel und sonstigen Bedarf beziehen. Und müssen sie etwa, nach der Ansicht unserer Socialisten, „unentgeltliche“ Dienste leisten! Seit wann wollen denn die uneigennützigen Herren Dr. Welter, X. Brasseur und Genossen ihre Klienten gratis traktieren! Etwa seitdem der Redaktion des Lux. Wort die bekannte Rechnung von 321,05 Fr. zugegangen ist! Oder hat Hr. Spoo seine neuen Häuser, Warenlager und Ateliers mit Unterstützungen an die Arbeiter bezahlt! Jedermann erinnert sich des Beispiels, das in öffentlicher Kammersitzung als Specimen der Spoo'schen Arbeiterunterstützung zitiert wurde! *) Besagte Anstalten haben in erster Linie einen viel höheren und edleren Zweck, den auch die Sozialisten ihnen nicht absprechen können, so gern sie es auch wollten. Das Konvikt mag allerdings bei den Herren Welter und Brasseur seinen erziehlichen Zweck nicht ganz erreicht haben, aber die Schuld liegt nicht an der Anstalt. Auch wird Hr. Welter die Wohltätigkeit der barmherzigen Schwestern nicht beanstanden wollen, nachdem Freund und Feind - und zu denen gehört auch der rote Doktor - dieselbe anerkannt.

Die katholischen Volkshäuser in Belgien endlich, verdanken ihr Entstehen dem Umstand, dass man zu deren Errichtung gezwungen war, um in etwa die verderblichen Folgen der „socialistischen" Volkshäuser zu hemmen. Dieselben werden nach „katholischen" Grundsätzen geleitet. Der Hauptzweck der Escher « maison du peuple » aber - und daran liegt der Schwerpunkt der Frage - ist nach dem „Journal“ selbst: selbst: Vereinigung der Arbeiter, gegenseitige Belehrung, Unterhaltung und Amüsement; zu Deutsch: Entchristlichung, Aufreizung der Arbeiter zur Unzufriedenheit, Verzehr des Arbeitslohnes.

Und dieser Zweck könnte nicht besser erreicht werden als durch die Schriften („Escher Journal“ und socialistische Broschüren) die da aufliegen, sowie durch die socialistischen Vorträge, die für jeden Abend in Aussicht gestellt sind. Ist denn z.B. dieses Gedicht in der letzten Nummer des "Escher Journal" "Die Schmiede", geschrieben von einem Manne, der dem Mittelstand soviel verdankt, der die Folgen schlechter Lektüre schon längst am eigenen Leibe erfahren und in dessen Mund deshalb christliche Grundsätze viel besser passten, nicht eine wirkliche Zusammenwürfelung von unchristlichen, aufhetzenden, revolutionären Gedanken I Und sind die Artikel „Meister und Schüler" und „Sklavenmarkt" nicht der gröbste Schimpf auf Christus und der abscheulichste Hohn auf Religion und Christentum! Und ist nicht das übrige Gewäsch bis hinab auf den Lokalklatsch auf diesen Zweck zugestutzt? Was nun «dieses" Blatt enthält, wird auch in den andern socialistischen Broschüren geboten. Auf diese gottlose Weise will das Escher Maison du peuple den Arbeiter „geistig und moralisch" heben l — Wer könnte nun noch diese Einrichtung in Schutz nehmen? Und nun aufgepasst, ihr Einwohner der Stadt Luxemburg, ihr Einwohner der übrigen Ortschaften des Erzbeckens, denn dieselbe gottlose Bescherung soll auch euch bevorstehen!

*) Ein junger Bursche mit einer Paye von 0,85 Fr. auf vierzehn Tage!)

(LW: 8.1.1903)

Henri Michaelis, früher Oekonom des Maison du peuple, betreibt vom 1. Dezember 1903 künftig ab, seine neue Wirtschaft vis-à-vis von Wecker-Hartz in der Luxemburgerstraße in Esch/Alzette.

(Arme Teufel: 29.11.1903)

Arrêté grand-ducal du 16 janvier 1904, qui autorise l’établissement de la Société anonyme des œuvres coopératives populaires à Esch/Alzette

Pardevant Maître Charles Crocius, notaire à la résidence de Luxembourg, en présence des témoins ci apres nommés, ont comparu:

1. Dr Michel Welter, médecin, demeurant à Hollerich;
2. Jean Schaack-Wirth, tailleur à Esch/Alzette;
3. M. Xavier Brasseur, avocat à Luxembourg;
4. Aloyse Kummer, typographe à Esch/Alzette;
5. Nicolas Marx, propriétaire, demeurant à Sprinkange;
6. Jean Rodenbour, ancien instituteur, demeurant à Fischbach-lez-Mersch;
7. Alphonse Meyer, gérant de la Maison du peuple, demeurant à Esch/Alzette
8. Georges Brossœrt, cordonnier, demeurant à Bonnevoie, agissant tous en nom personnel, lesquels comparants nous ont déclaré avoir fondé une société anonyme dont ils ont arrêté les statuts:

Objet:

1) la création et l’exploitation d’imprimeries et de librairies pour l’impression, l’édition, la vente et l’achat de journaux, de brochures, de livres, ainsi que toutes les opérations quelconques se rattachant à l’industrie du livre;

2) la création d’établissements ayant pour objet la vente et l’achat de denrées alimentaires, d’articles de ménage, de vêtements, de chauffage, d’outils; la fabrication de ces objets et leur vente, ainsi que toutes les opérations se rattachant à ces branches d’industrie;

3) la création de salles de réunions, de conterences, de bibliothèque et d’autres établissements servant à l’instruction et à la récréation du peuple

Esch/Alzette - Das Schicksal der frühern Kooperativbäckerei hat nun auch die Kooperativwirtschaft geteilt. Der bisherige Leiter derselben, J P. Weisgerber, hat die Wirtschaft auf seinen eigenen Namen übernommen und wird, wie wir vernehmen, sein Geschäft demnächst anders wohin verlegen. Somit bliebe von dem großartigen Werke nur mehr die Druckerei übrig. In den Räumlichkeiten der Maison du peuple, die Hn. Niedner von Luxemburg-Bahnhof zugehören, soll demnächst ein Manufakturwarengeschäft errichtet werden. - Sic transit gloria mundi. (So vergeht der Ruhm der Welt)

(LW: 1.2.1905)

+ Wilhelm Leibfried.

Am Mittwoch verschied in Luxemburg im Alter von 82 Jahren der Nestor der Advokatenschaft, Citoyen Dr. Wilhelm Leibfried. Ein überaus großes Verständniß hatte der Verstorbene für den Befreiuungskampf des Proletariats, - und spendete er doch des öftern bei großen Streik im Auslande namhafte Summen. Bei der Gründung des Volkshauses "Maison du Peuple" in Esch hat der Verstorbene dem Abgeordneten Dr. Welter eine recht bescheidene Summe in braungelbem Papiergeld gegeben.

(Arme Teufel: 4.3.1905)

Alphonse Meyer, Volksbäcker der gewesenen Bäckerei der Maison du Peuple

(Arme Teufel: 4.6.1905)

Frühere Volksbäckerei des Maison du Peuple, Esch/Alzette, Gartenstrasse

(Arme Teufel: 4.6.1905)

Maison du Peuple, Esch/Alzette, coin 8 avenue de la Gare et rue des Jardins (Carte postale: J.M. Bellwald, Echternacht, No. 414; collection: industrie.lu)
(à la gauche le Café Kayser-Siegfried Sattler; 1.1905: Tod von J.P. Kayser, Sattlermeister, im Alter von 32 Jahren; <=3.1908: Café Kayser-Siegfried, Vincentstraße, Esch/Alzette)

Chronique immobilière. - L’ancienne "Maison du Peuple" d’Esch/Alzette, située au coin de l’avenue de la Gare et de la rue des Jardins, d’une contenance de 278 m², est à vendre, en un ou deux lots. S’adresser pour tous renseignements à J. Giver, Luxembourg-gare,

(LIL: 14.12.1906)